Am letzten August-Wochenende war ich in einer anderen Welt: 53 Kilometer, knapp 3.000 Höhenmeter, 71 Hindernisse, rund 600 Burpees, 12 Stunden.
Ein Tag, der mich körperlich an meine Grenzen gebracht hat – und mental ein ganzes Stück weiter.
Gemeinsam mit meinem Laufbuddy Clemens stand ich am Start des Spartan Ultra Liberec, dem mit Abstand härtesten Wettkampf, den ich je absolviert habe. Und ja – das sage ich nach mehreren Marathons, 2 x Spartan Beast und zahlreichen Trailruns. Aber hier war alles eine Spur extremer. Härter. Kompromissloser. Roher.
Was ist ein Spartan Ultra überhaupt?
Spartan Races sind keine gewöhnlichen Laufevents – sie kombinieren Trailrunning mit unterschiedlichsten Hindernissen: von Monkey Bars und Sandsacktragen bis hin zu Kletterwänden, Speerwürfen oder Wasserquerungen.
Wer ein Hindernis nicht schafft, muss zur Strafe entweder 30 Burpees machen oder eine Zusatzrunde absolvieren – teils mit schweren Ketten oder Sandsäcken. Welche Strafe gilt, entscheidet der Veranstalter.
In Liberec waren es vor allem Burpees – viele. Sehr viele.
Körperliche Härte trifft mentale Herausforderung
Rund um das Start-/Zielgelände warteten gleich 8 Hindernisse auf engstem Raum, darunter jede Menge Monkey Bars. Ich schaffte 6 davon nicht – das bedeutete: 6 × 30 Burpees am Stück. Und das Ganze gleich zweimal, denn die Strecke musste in zwei Runden absolviert werden.
Auch die beiden Gipfel im Skigebiet, mit fast 2.800 Höhenmetern (laut Veranstalter sogar 3.100), hatten es in sich. Besonders mental.
Nach über 30 Kilometern nochmal denselben steilen Anstieg zu bewältigen in dem Wissen, dass oben wieder Hindernisse und (nicht getroffene) Speerwürfe warten: das frisst sich tief in die Psyche.
Was half, war Teamwork:
Clemens und ich haben uns perfekt ergänzt. Ich war der konstante Läufer, er der Hindernis-Spezialist.
Alleine wären wir vermutlich schneller gewesen – oder aber vielleicht gar nicht im Ziel.
Gemeinsam haben wir’s durchgezogen.
Die Fakten – und der Stolz
Am Ende standen auf der Uhr:
- 🏁 53 km
- ⛰️ 2.800 Höhenmeter
- 🪨 71 Hindernisse
- 💀 ca. 600 Burpees für mich, 300–400 für Clemens
- ⏱️ 12 Stunden Gesamtzeit
- ✅ Cut-off-Zeit: 13 Stunden – wir hatten also noch etwas Puffer
Und: Nur rund die Hälfte der knapp 1.000 Starter:innen wurde überhaupt gewertet.
Wir waren dabei. Und das macht uns stolz. Nicht, weil alles einfach war – sondern weil wir es gemeinsam durchgestanden haben. Mit Schrammen, Krämpfen, Flüchen – aber auch mit Durchhaltevermögen und dem festen Ziel (Bier) vor Augen 🍻
Und danach…?
Von Leere war in den Tagen nach dem Ultra bei mir keine Spur.
Eher ein diffuses Gefühl aus Erschöpfung, Muskelkater (der so richtig zwei Tage später zuschlug), einem wahnsinnig schlechten Schlaf in der ersten Nacht und einer fast schon seltsamen Vorfreude auf das, was noch kommen könnte.
Denn der Körper war bald wieder fit. Und der Kopf fing schon wieder an, neue Herausforderungen zu suchen (sehr reizen würde mich ja bspw. der Großglockner Ultratrail nächstes Jahr…).
Inspiration durch Kim Gottwald
Genau in dieser Phase (eine Woche nach dem Rennen) bin ich auf die inspirierende Doku über Kim Gottwald gestoßen:
Ein ganz „normaler“ Typ, der sich von einer ungesunden Lebensweise zum mehrfachen Ironman-Finisher, Ultraläufer und Motivator entwickelt hat. Seine Geschichte zeigt, was mit Fokus, Willen und Disziplin möglich ist (ganz ohne Ausreden).
➡️ Hier geht’s zur Doku auf YouTube – absolute Empfehlung für alle, die selbst mit dem Gedanken spielen, über sich hinauszuwachsen.
Seine Reise hat mich darin bestärkt, dass Grenzen oft nur im Kopf existieren – und dass das, was heute unmöglich scheint, morgen ein Teil von dir sein kann.
Fazit: Spartan Ultra Liberec war kein Lauf. Es war eine Erfahrung.
Ich bin stolz, das durchgezogen zu haben, aber noch mehr bin ich gespannt, was als Nächstes kommt.
Danke Liberec. Danke Clemens.
Und danke an alle, die mitgefiebert, geschrieben und nachgefragt haben.
Bis bald – irgendwo da draußen.



















